Samstag, 30. November 2024

Bild der Woche

Die Vorlage für dieses Bild war ein Foto, das ich in Ueckermünde am Stettiner Haff geknipst hatte. Statt wie viele andere Bilder, die Gesicht an Gesicht in einem Regal stehen, hängt dieses Bild (vor allem wegen seiner Größe) seit Jahren neben meinem Bett. Es wird mir nie langweilig, es zu betrachten. Die Leute blieben mir Unbekannte und trotzdem ordne ich sie anhand ihrer Haltungen und Physiognomien einander familiär zu. Leider habe ich nicht erfahren, was das Kind in Händen hielt, als es auf die Gruppe der Erwachsenen zu rannte.
Was mich zum Malen dieses Bildes anregte, waren die typischen Haltungen der Erwachsenen, die sie in Strandsituationen einnehmen und die im Kontrast zu der Bewegung und Aufregung des Kindes wie erstarrt wirken. Das Kind selbst tritt wie ein autonomes und fast befremdliches Wesen auf, nur bezogen auf das Geheimnis in seinen Händen. Es scheint zwar, als strebe es auf die Erwachsenen zu, es könnte aber ebenso gut im Rausch seiner großen Freude aus dem Bild und in seine eigene Welt hinauslaufen.
Das Kind ist heute 17 Jahre älter als damals und ich frage mich oft, ob es bereits die Haltungen der Erwachsenen eingenommen hat.

Das Bild der Woche gibt es immer hier: https://www.molliundlilli.de/bilder-von-anne-trieba/

Große Freude, Öl auf Leinwand 2007, 115 x 190 cm


Dienstag, 26. November 2024

Ausstellung

Hier ein weiterer Ausschnitt einer Zeichnung für meine Ausstellung im Januar. Ab dem 10.1. zeige ich in der Galerie Textor 14 Tage lang Frankfurter Typen.

Komm' doch auch!



Samstag, 23. November 2024

Bild der Woche

Diese Zeichnung entstand nach einer Hochzeitsfeier im Landkreis Dithmarschen, zu der ich kurz vor der Jahrtausendwende eingeladen war. Die Szene basiert auf einer Reihe von Fotos, die ich knipste, während sich die Gesellschaft um das Buffet scharrte. Die Abbildung fand so in Realität nicht statt, zumal die Sicht auf das Buffet durch viele Menschenleiber blockiert war.
Ich arrangierte die Zeichnung aus den aus meiner Sicht besten Momenten, die ich mit der Kamera eingefangen hatte. Was ich dargestellt sehen wollte, war das für Buffets typische höfliche Gerangel. Bemerkenswert an der Situation ist die Handhabung der Teller. Die Gäste verwenden sie noch nicht in ihrer Funktion als Transportmittel für die Speisen sondern mehr wie Schilde.

Mehr Bilder der Woche gibt es hier: https://www.molliundlilli.de/bilder-von-anne-trieba/
Am Buffet, Bleistift auf Papier 1999, 50 x 60 cm



Mittwoch, 20. November 2024

Ausstellung

Hier ein kleiner Vorgeschmack auf meine Ausstellung im Januar. Ab dem 10.1. zeige ich in der Galerie Textor 14 Tage lang Zeichnungen mit Frankfurter Typen.
Ich freue mich, dich dort zu treffen.



Samstag, 16. November 2024

Bild der Woche

Das Bild der Woche stammt aus einem Fotoalbum, das ich auf ebay ersteigert habe. Durch die Kleidung kann man das zeitliche Geschehen den 80er Jahren zuordnen und das Fahrzeug ist ein Hinweis auf die ehemalige DDR. In dem Bild passiert eigentlich nichts. Ein Mann bückt sich vor einer Tasche und sortiert seine Habseligkeiten, daneben steht ein geschlossener Koffer. Dahinter ragt die geöffnete Heckklappe des Fahrzeugs.
Was mich dazu inspirierte, diese Situation zu malen, war die "Ordnung" des Bildes, die sich sowohl in den dem Foto zugrunde liegenden Linien als auch in der Handlung des Herrn Hoffmann widerspiegeln. Zum anderen faszinierte mich die Spannung zwischen der Belanglosigkeit des Geschehens und der geöffneten Weite, die Situation mit eigenen Gedanken aufladen zu können: wer war dieser Mann? War er DDR-Bürger oder Wessi auf Besuch? Packt er aus oder reist er ab? 
Dass es sich um eine Abreise aus Henningsdorf handelte, erfuhr ich aus der Beschriftung des Fotos. Das gesamte Album umfasst nur zwei Jahre im Leben des Herrn Hoffmann und diese verbrachte er zumeist als Single-Reisender. Mehr wird nicht verraten ...

Das Bild der Woche gibt es immer hier:
https://www.molliundlilli.de/bilder-von-anne-trieba/

Herr Hoffmann reist ab, Öl auf Rupfen 2016, 38 x 45 cm



Freitag, 15. November 2024

Ausstellung

Ab dem 10. Januar abends zeige ich in der Galerie Textor 14 Tage lang Zeichnungen mit Frankfurter Typen.

Komm doch auch! Ich freue mich auf dich.



Samstag, 9. November 2024

Bild der Woche

Diese Woche stelle ich euch eine Zeichnung aus dem Jahr 2006 vor. Von 2004‒2010 wohnten mein Mann und ich mit unseren Kindern in der Uckermark, genauer gesagt in Mittenwalde bei Templin. In der Uckermark zu leben, war damals noch nicht ein Trend wie heute, aber schon damals gab es eine Anzahl von Berlingesättigten und Künstlern, die sich dort niedergelassen hatten und die einschlägigen Veranstaltungsorte bespielten. Einer davon ist das Multikulturelle Centrum Templin (MKC) mit einem Kino und Ausstellungsflächen.
Das Paar in abwartender Haltung knipste ich bei einer Ausstellungseröffnung und verwendete das Foto als Vorlage für meine Zeichnung „Das Paar im MuKuC“.
Was mich an älteren Paaren immer fasziniert, ist der Eindruck einer physiologischen Angleichung der Partner, obwohl doch gleichzeitig jede Person einzeln sich in ihren Merkmalen immer mehr auf ihr Individuum zurückzieht.

Mehr Bilder der Woche gibt es hier: https://www.molliundlilli.de/bilder-von-anne-trieba/

Das Paar im MuKuC, Zeichnung auf Papier, 21 x 29,5 cm



Freitag, 1. November 2024

Bild der Woche

Dieses "Bild der Woche" ist das erste einer Serie, die ich seit 2009 unter dem Titel Heimat zusammenfasse. Ausschlaggebend war der Wunsch, mich im Hinblick auf meine eigene Biografie mit dem Begriff Heimat auseinanderzusetzen. Die Person rechts im Bild ist mein Vater, der Pfarrer. Daneben eine meiner Schwestern, ich selbst und ganz links ein Gemeindemitglied. Im Hintergrund singt der Männerchor. Die Fotovorlage wurde 1980 auf einem Sommerfest der ev. Friedenskirche Aegidienberg aufgenommen.
Für die Heimat-Serie verwendete ich zunächst Bilder aus meinen privaten Fotoalben. Je öfter ich mit den Bildern und der Darstellung von Heimat an die Öffentlichkeit ging und dabei erfuhr, dass die Bilder in den Betrachtern das Bedürfnis weckten, in den Dialog zu gehen, um so weiter zog ich meine Kreise, Fotovorlagen aufzuspüren. Heute kommen Auftraggeber auf mich zu, die Bilder aus ihren eigenen Archiven auf ähnliche Art malerisch umgesetzt sehen wollen. Auf diese Weise nehme ich Anteil an vielen Lebensgeschichten und bin dankbar für einen zunehmenden Bilderschatz, der mir zur Verfügung steht.
Was ruft der Begriff Heimat in dir selbst hervor? 

Das Bild befindet sich in Privatbesitz eines Frankfurter Schriftstellers.

Mehr Bilder der Woche gibt es hier: https://www.molliundlilli.de/bilder-von-anne-trieba/

Heimat, Öl auf Leinwand, 90 x 120 cm